Michael Pitan kommt aus London und ist jetzt für ein Jahr als Fremdsprachenassistent an der Weinholdschule. In der AG Junge Journalisten sagte der Gast, wer er ist und wie er sich hierzulande fühlt.

Von Petra Steps - Freie Presse vom 09.12.2015

Reichenbach. Michael Pitans Name lautet in der vollständigen Form: Michael Kolawole Omololade Pitan. Der junge Mann wurde als Sohn einer britischen Mutter und eines nigerianischen Vaters in Großbritannien geboren. In der Metropole lebt er auch mit seiner Familie. Zurzeit aber arbeitet Michael Pitan als Fremdsprachenassistent an der Weinholdschule. Den Jungen Journalisten stand der Gast von der britischen Insel jetzt in einem Interview geduldig Rede und Antwort.

Das Ergebnis: Michael Pitan hat bereits zwei Jahre Deutsch und Politik sowie einige Nebenfächer studiert. Das dritte Studienjahr ist generell des Sprachtrainings wegen für einen Auslandseinsatz reserviert. Nach Sachsen wollte er nicht. Das Bundesland stand hinter Berlin und Mainz an dritter Stelle des Wunschzettels. Inzwischen aber hat er die Vorzüge des Ostens schätzen gelernt. "Wenn man aus London kommt, findet man es gut, nicht so viel ausgeben zu müssen", meinte er augenzwinkernd zu den deutlich niedrigeren Lebenshaltungskosten. Und den sächsischen Akzent beim Englisch, den die meisten hier haben, hört er gern.

Seinen Wohnsitz für fast ein Jahr hat der Student in Zwickau genommen, wo er mit anderen Studenten aus Deutschland, Frankreich, den USA oder Großbritannien zusammenlebt. "In Zwickau sind einfach mehr junge Leute, schon durch die Hochschule. Wir treffen uns oft, vor allem donnerstags, denn freitags habe ich frei", erzählte er von seinem Leben außerhalb der Schule.

Dazu gehört auch, dass man ihn seines Aussehens wegen manchmal komisch anschaue. Aber das sei er von seinem Wohnort nahe London oder dem Studienort Lancaster im Norden Großbritanniens gewohnt. Wenn er sage, dass er Student und Brite ist, sei alles gut. Und ansonsten sei er ja groß und kräftig. Richtige Probleme habe er noch nie gehabt. Manche würden sogar gern mal in sein Wuschelhaare greifen wollen.

Michael will im Praktikum auch testen, ob er doch lieber Lehrer wird. Die Schüler der Weinhold-Oberschule mögen den jungen Mann, der schon sehr gut Deutsch spricht und in den fünften bis zehnten Klassen im Englischunterricht zum Einsatz kommt. Dabei fühlt er sich selbst noch ein bisschen unsicher. Dafür hat er in Barbara Dreyer eine gute Mentorin, die ihm über die Klippen der deutschen Grammatik hilft. "Sie war 13 Jahre in Irland und kennt sich aus", lobt er die Englischlehrerin, die ihm auch in profanen Dingen wie dem Einrichten eines Kontos geholfen hat.

Mit den Schülern hat Michael schon Exkursionen unternommen, war in Jena, Weimar und Buchenwald. "Ich wusste vorher nichts über Goethe und viel mehr über Kant. Inzwischen glaube ich, dass Goethe der perfekte Mann gewesen ist", meinte der Student. Wenn ihm etwas aus seiner Heimat fehlt, dann sind es bestimmte Tee- oder Käsesorten. Dafür liebt er deutsches Bier und alle möglichen Wurstsorten. Bei der Kultur findet er wenig Unterschiede. Aber dass sich Menschen überhaupt nicht für Politik interessieren, kann er nicht verstehen. "Ich weiß nicht, warum das so viele Leute unwichtig finden. Man muss doch wissen, was um einen herum passiert", sagte Michael Pitan.

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